Ausschnitte
	(aus dem Buch der Könige der Wahrheit)
		
Unbeständigkeit der Welt
Über unsere Welt hab ich zu klagen, die sich dreht
  mit großem Lärm, der sich peitschend von ihr hebt
und über all die Regungen, die uns trügen
  das ständige Fluktuieren, das wir spüren
Unsere Welt, so schief und krumm
  hier schön und dann wieder dumm
Manchen gewährt sie Glück und Ehre 
  erhebt sie über die Sonnensphäre
Anderen Mühsal und Blut dagegen 
  ein Lager aus Schlamm zum Niederlegen
Manchen gewährt sie freudige Tage
  andere verurteilt sie zu Leid und Klage
Kenne nicht das Geheimnis dieses Tals
  für Männer und Frauen Quelle der Qual
Eine Welt im Umbruch, die alles verheert
  nichts bleibt, alles nur trostlos entleert
Das Herz von Zeit und Raum zerrissen
  wo die Qual endet, kann man nicht wissen
Rost und Staub bedecken unsere alte Welt
  düster von Jahr zu Tag und kaltgestellt
Wie viele leuchtende Propheten und Seher
  der ruhmreichen Heiligen ein ganzes Heer
Wie viele Könige, glorreich und heroisch
  wie viele Weisen, so klug und stoisch
Wie viele Mystiker versunken in Gottes Präsenz
  Wie viele Liebende auf der Suche nach Seiner Essenz
Wie viele Männer und Frauen durch Zeiten
  die jungen Menschen und die bereits vergreisten
Kamen zur Prüfung auf diese unsere Welt
  nun sind alle tot und zur Ruhe gestellt
Keiner von ihnen konnte Trost hier finden
  nur Aufruhr und Furcht in allen Dingen
Wer hier kommt, hat sein Maß von Leiden
  niemand kann des Lebens Fallen meiden
Auf einen Augenblick des Glücks folgen hundert Schmerzen 
  ein Moment der Lust ist bald von tausend Sorgen ausgemerzt
In dieser Welt, in der Wünsche nicht in Erfüllung gehen
  in der Probleme ungelöst im Wege stehen
War man bloß für einen Tag der Reiter 
  und musste dann gleich zu Fuße weiter
Niemand sah nur die mindeste Dauerhaftigkeit
  Die Welt bietet nichts außer Unbeständigkeit
Jetzt ist der Frühling, jetzt der Herbst da
  seit je für allen und jeden immerdar
Wechselt die Welt auch ständig ihre Farbe
  bietet sie nur Leid von Narbe zu Narbe
Auf diesen Weg haben sich viele begeben
  nun liegen sie unter der Erde, vergebens ihr Leben
Und Du, mein Herz, lass Dich von der Welt nicht unwissend fangen
  nur zu gut weiß sie, dich mit ihrer Schlinge zu angeln
Am Ende bleibt der Name des Menschen nur
  von seinen guten oder schlechten Taten die Spur
Der Guten Gutmütigkeit bleibt ihnen unaufhörlich
  Der Bösen Böswilligkeit begleitet sie ewiglich
Oh Herz, gib Dich der Gutmütigkeit mit all Deiner Kraft
  da sie Dir in deiner ewigen Mühsal Freiheit verschafft
An solche Güte werden sich die Menschen erinnern
  im Jenseits wird sie Dir dann Fülle und Freude bringen.
Vereinigung mit Gott (806-816)
Wer nach der Vereinigung mit Gott trachtet
  muss auf seine Vorschriften achten 
  ein Vertrauter des Geliebten wird er mehr und mehr 
  die Befreiung von beiden Welten fällt dann nicht schwer
  nach dem Paradies der Wahrheit sollte er streben
  nach dem Licht der Wahrheit das ihn wird durchweben
  sein Herz wird jenes Licht ausstrahlen
  die Manifestation der Essenz in ihm sich offenbaren 
  vom Göttlichen Licht wird er das ewige Leben empfangen
  in jeder Stunde und jeder Not den Geliebten umfangen
  wer aber nach einem falschen Paradies strebt
  der, wiewohl himmlisch, dem Nichts entgegengeht
  denn zwei Sorten von Paradies gibt es für jeden
  das Ewige und das Flüchtige Eden 
  das Ewige Eden ist des wahren Menschen Reich 
  für den, der voller Güte und Gerechtigkeit 
  das Flüchtige Eden ist das Los der Unwürdigen
  der göttliche Zorn wird sie dort bändigen 
  Sucht jemand in dieser Welt nur Flüchtigkeit
  im Jenseits wird er beraubt der Göttlichen Ewigkeit.
Übersetzung vom Persischen ins Französische von Leili Anvar-Chenderoff; Übersetzung vom Französischen ins Englische von Martin Hoffman.